Bericht zur Lage des Individuums


Die Täter haben sich ihre Köpfe zusammengeknotet
und blicken sicher durchs Dickicht ihrer Erlässe.
Um sie herum verstopft sich die Freiheit
das Maul mit Taschentüchern.


Aufmerksame Nachbarn mit Rattenaugen
notieren sich akkurat deine Autoaufkleber.
Das Narrenschiff der Regierenden
hinterläßt im Kielwasser nur sicherste Mittel
und segelt dahin,
kutschiert von dummer Selbstherrlichkeit.


Du sitzt am Ufer deiner Möglichkeiten
und schluckst mit den Ohren
übelriechende Regierungserklärungen
bist gefesselt an den Sarg deines Aufbegehrens,
versinkst damit träge im Sumpf
der kleinen Bequemlichkeiten.

 

 

 

Und dann ganz schwarz


Sie lächelt mit den Hüften höher und höher
und kleine Vanilleeisfürsten
stolpern aus ihrem Schoß.


Große dunkle Augen mit Bananen drin,
und natürlich zipfelbemützt.
Sie war blond
und bewaffnet mit dem Geschrei um Nichts.


Mindestens genauso ein Jahr langsam
grün und manchmal melancholisch.
Und es spielen die Pächter
von Wissen und Kunst um Nichts.


Und dann ganz schwarz.

 

 

Über den Bekanntenkreis meiner Argwohn


Die Leiche trug Spuren von öffentlicher Meinung.
Sie wurde im dritten Akt des Fidelio gefunden
und schwimmt nun schon das neunte Mal
in Richtung Kläranlage.


„Mein Gott,“ sagte meine kaninchengesichtige Nachbarin,
„was hätte das doch für einen Pfarrer abgegeben.“
Sie kaufte ein Pfund Strenge für ihre Kinder.
Sie wußte, das passiert ihnen nicht.

 

 

Bogota mon amour


In den Kellern von Bogota
liegen hübsche Mörder neben mir.
Ein kolumbianischer Tod
schmiegt lachend seinen Arm um meine Hüfte.


Verborgen unter seinem Gürtel trägt er den Mond.
Wir sind reif für ein Heiligenbild.
Ich träume ein dunkles Wachen,
Dein helles Schlafen neben mir.


Ich packe Dein Schweigen voll mit meiner Liebe.
Das Denken gehorcht uns nicht mehr,
Deinetwegen stolpern die Worte aus mir heraus,
formulieren ekstatische Ohnmacht,
zärtliche, schmerzliche Sehnsucht.


Engelsgleich stehst Du Windsbraut in meiner Tür.
Dein Haar ist dunkel, wie die Vernunft,
in Deinen ironischen Augen,
wetterleuchtet ein lustvolles Gewitter.


Episch färbt ein Abendrot Deine Haut
- meine zarte Heimat.
Lauter weiche Wege
lege ich sanft um Dein pochendes Herz.


Du hebst Dein Kinn, stumm öffnet sich dein Mund,
deine gebundenen Hände öffnen und schließen sich
wie mystische Blumen.


Mit Rosensanftmut will ich dich verwöhnen
um Dir Dein Stöhnen von den Lippen zu pflücken.


Wenn ich dich in meinen Träumen nicht mehr sehe,
werde ich vor den Cafes von Barcelona sitzen,
und verliebten Männern und Frauen
für ein Glas Cognac Gedichte schreiben.


Beim nächsten Ton - ist es verdammt spät.

 

 

Unterm Schaumteppich


Durch den Rumpf unserer Staatsbesuche
bricht branchenübliches
Nord-Süd-Fragen-Licht.
Arbeiter vertreten sich,
die Freiheit wird denkwürdig.
Schließlich und öffentlich
drückt der Komplexschuh.


Die Bürger sind automobil geordnet.
Mit den Isolierarbeiten
an individuellen Leckstellen
wurde bereits begonnen.
Unterm Schaumteppich
zucken noch einige Gehirnwindungen.


Besonders geeignet für geschlossene Räume
sitzt der Vogel und frißt.